Liebe Tanglerinnen und Tangler,
letzte Woche haben wir gesehen, dass beim Zentangle die Richtung des Lichts nicht wichtig ist. Und das, obwohl dabei eigentlich „unmögliche“ Zeichnungen herauskommen.
„Aber sieht das denn dann nicht falsch aus?“, habt ihr euch vielleicht gefragt.
Dazu möchte ich euch zwei Beispiele zeigen. Unten seht ihr das Tanglemuster „Crescent Moon“ – eins der klassischen Anfängermuster. Ich habe dieses Muster zweimal unterschiedlich schattiert. Einmal „richtig“ und einmal nach Zentangle-Manier. Könnt ihr den Unterschied erkennen?
Na? Erkannt? Die Geübten unter euch haben sicher gesehen, was was ist. Aber wie lange hat es gedauert? Und: Wenn ihr nicht gewusst hättet, dass bei einem Muster etwas nicht stimmt, wie lange hätte es dann gedauert? Oder wäre es euch womöglich gar nicht aufgefallen?
Was will ich damit sagen?
Zunächst einmal die Auflösung: Das obere Bild zeigt eine halbwegs „realistische“ Lichtsituation. Das Licht würde in diesem Fall von unten rechts kommen. Aber gerade bei Crescent Moon ist das gar nicht so einfach darzustellen – und ich bin auch nicht sicher, ob ich alles richtig gemacht habe.
Bei dem unteren Bild habe ich einfach alle Vorstellungen von „richtig“ und „falsch“ über Bord geworfen und jeden dieser „Tunnel“ auf der rechten Seite schattiert. Und zwar ringsum. Genaugenommen, kann es diese Beleuchtung nicht geben, da das Licht auf jeder Seite des Musters von einer anderen Richtung kommt. Und trotzdem: Die Wirkung bleibt! Ist das nicht erstaunlich?
Das heißt also, dass es wirklich nicht wichtig ist, ob die Schatten nun „richtig“ sind oder nicht. Es sieht trotzdem verblüffend dreidimensional aus! Und nur darauf kommt es uns doch an, oder?
Tja, und wenn dann doch mal eine besonders schlaue Person zu euch sagt: „Aber das ist doch faaalsch!“, dann könnt ihr denjenigen ja einfach mit der Begründung von letzter Woche abspeisen. 😉
Also, viel Spaß beim Schattieren und wie sehen uns nächste Woche beim Muster-Mixer!
Eure Anya